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Donnerstag, 23. Februar 2012

Lebenszeichen

Halli Hallo,

so und hiermit melde ich mich auch mal wieder nach mehr als drei Wochen. Die Zeit verfliegt wie im Flug und es gibt einfach viel zu viel zu erzählen, dass alles hier reinpassen würde, stattdessen müsste ich eher ein Buch schreiben!

Aber ich schreib mal das Wichtigste was bei mir in meinem Leben im Februar passiert ist und das ist einiges:
Zuerstmal möchte ich von meiner Arbeit berichten, ich habe beschlossen noch ein weiteres Projekt selbst aufzuziehen, und deshalb gehe ich jetzt jeden Donnerstag in das Frauen Gefängnis von Mbarara, da es in Uganda üblich ist, wenn Mütter ins Gefängnis müssen und niemanden haben der für ihre Kinder sorgen kann, dann müssen diese mitkommen! Dies fand ich etwas seltsam und deshalb habe ich beschlossen mich dort ein wenig um die Kinder zu kümmern damit ihr Leben im Gefängnis, wofür sie überhaupt nichts können, ein wenig unterhaltsamer wird! Dies mache ich mit zwei Freundinnen von mir und heute war das erste mal eine dritte Bekannte dabei aus Schweden, die hier ein Auslandssemester macht. Wir malen mit den Kindern, die zwischen ein paar Monaten und ca 5 Jahren alt sind, spielen mit Spielzeugautos oder nehmen sie einfach nur auf den Schoß, meistens reicht das, weil weisse einfach so interessant sind, dass man gar keine Spielzeuge bräuchte!

Ansonsten geht im Hospice alles seinen gewohnten Gang und ich bin gerade dabei ein Projekt aufzubauen, denn ich will im Krankenhaus einen Raum für das Kinderprogramm bauen lassen, damit man einen festen Platz hat und nicht jedesmal unser Zelt aufbauen muss. Ein weiterer Grund dafür ist, dass ich gerne größere Projekte mit den Kleinen machen würde was ohne einen festen Raum in dem man die Sachen bis zum nächsten Mal einfach liegen lassen kann, einfach schlichtweg unmöglich ist.

Und noch etwas möchte ich vom Hospice erzählen, nämlich eine Geschichte die meiner Meinung nach sehr gut das Verhältnis zu Kindern in Uganda wiederspiegelt, aber auch die wahnsinnig großen Herzen die die meisten Menschen hier besitzten:
Es war ungefähr vor 2 Wochen, als es im Hospice nur noch ein Gesprächsthema gab, nämlich eine Patientin namens Lydia, die im Sterben lag und 5 Kinder hatte (das jüngste 3 Monate, die älteste 11 Jahre). Das Problem mit dieser Patientin: Man kann sie nicht heilen, aber man muss sehen was mit den Kindern von ihr geschiet. Sie hat zwar einen Mann der sich selbst einen Pastor schimpft, aber gleichzeitig 2 andere Frauen hat und Lydia verlassen hat nachdem sie ihm erzählte, dass sie unheilbaren Krebs hat.
Unsere Krankenschwestern und eine Englische Doktorin fuhren eines Nachtmittags zur Familie und es muss schrecklich gewesen sein, denn Lydia konnte nicht mehr ihren rechten Arm heben und den linken nur noch mithilfe der ältesten Tochter. Man kann sich vorstellen, dass dies kein schöner Anblick ist und eine der Krankenschwestern war so ergriffen von der Situation, dass sie beschloss die jüngste Tochter, Ester, die gerade einmal 3 Monate alt ist, zu adoptieren. Natürlich in Absprache mit Lydia, die wahnsinnig glücklich darüber war, weil sie wusste, dass ihre kleinste dadurch ein gutes Leben hat.
Gesagt getan, als unsere Krankenschwester zur Familie fuhr um das Kind abzuholen bin ich nicht mit, den das wäre mir wahrscheinlich etwas zu viel gewesen, vor allem weil der Vater des Kindes auch anwesend war und ich sowieso schon nicht gut auf ihn zu sprechen war. Als die Krankenschwester dann mit Ester zurückkam, hat sie mir dieses wahnsinnig süße und hübsche kleine Engelchen in die Hände gedrückt und zu ihrer Tochter gesagt: "Das ist dein Onkel Vincent, der passt auf dich auf!" was mich gefreut hat.
Einen Tag später erschien der Vater im Hospice und verlangte unsere Krankenschwester zu sprechen, ich blieb bei ihr um sie zu Unterstützen und er meinte es sei in Ordnung, dass sie das Kind großziehe und er will es eh nicht bei sich haben, aber wenn Ester mal Geld verdienen sollte dann sei wohl ganz klar, dass sie ihm Abgaben zu zahlen hätte. Diese Aussage brachte mich so außer Rasche und unsere Krankenschwester fing nach der anschließenden ziemlich heftigen Diskussion an zu weinen, woraufhin es mir reichte, ich holte einen Security Guard und wir zogen regelrecht den Mann aus dem Raum und am Gate erklärte ich ihm wenn er nochmals komme und etwas von seiner Tochter wolle hat er zu mir zu kommen und ich werde ihn die nächsten drei Monate nicht empfangen woraufhin er von dannen zog!

Diese Geschichte hat mich sehr berührt, wegen dieser selbstlosen Nächstenliebe unserer Krankenschwester die nebenbei Bemerkt selbst ein 4 Monate altes Kind hat, und auch wegen dieser wahnsinnig kranken Art des Vaters.

Soweit von meiner Arbeit, alles andere kommt in ein paar Tagen und in meiner Freizeit ist auch einiges passiert... aber dazu ein andermal

Euer Vince

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